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Naturgarten - naturnaher Garten

 

Über dieses Thema gibt es Fachliteratur und auch Internet-Beiträge wie Sand am Meer.

Deswegen werde ich an dieser Stelle 'nur' ein paar landläufige Missverständnisse und Irrtümer ansprechen, und ich werde Stellung beziehen, meinen Standpunkt erklären und begründen..

 

Der Garten als Schauplatz eines 'Glaubenskrieges'

 

Für manche ist 'Naturgarten' zu einer Ideologie, einem 'Glaubensbekenntnis' geworden. Mit geradezu verbissener Polemik werden 'Wildgärten' als einzig 'zulässig' propagiert; jeglicher Eingriff wie Gehölze schneiden und auslichten wird generell verteufelt. Dieser Dogmatismus ist für die guten Grundideen absolut schädlich und schreckt viele ab.

Die meisten Fachleute sehen das aber glücklicherweise anders:

'Naturnahe Gärten sind keine ungepflegten Wildnisgärten oder schnelllebige Modeerscheinungen, sondern gestaltete Gärten mit langlebigen Pflanzengesellschaften und umweltfreundlichen Baumaterialien.'

Zitat aus den 'Leitgedanken' des Vereins Naturgarten e.V. - moyna landschaftsplanung ist da Mitgliedsbetrieb

So. Das wäre schon mal geklärt.

Naturgartenstück

 

 

Für mich ist ein Naturgarten die optimale Synthese von Natur und Design.

- Ökologie und Schönheit im Einklang -

 

Die äußere Form sagt überhaupt nichts über die Natürlichkeit eines Gartens aus. Der Pflanzengemeinschaft ist es völlig egal, ob sie in einem gut gestalteten Garten angesiedelt ist oder in einem wilden Chaos. Ein paar wildgeschwungene Linien machen noch lange keinen Naturgarten, ebensoweinig wie die planlose Aneinanderreihung einzelner gut gemeinter Naurgartenelemente.

Ein Naturgarten braucht - wie jeder andere Garten - ein gutes Konzept, das in erster Linie für seine Menschen passt. Und dieses Konzept kann so mit Leben gefüllt werden, dass es auch höchsten Naturschutzansprüchen gerecht wird.

Naturnaher Garten und Gestaltung - auch moderne Gestaltung - sind kein Widerspruch. Der 'Rahmen' des Gartens muss mit dem Haus ein harmonisches Ganzes bilden und zu seinen Menschen passen. Und einfache, klare Linien einer Grundgestaltung, die später umspielt und eingewachsen werden von natürlicher Bepflanzung - das ergibt ganz starke Gartenbilder.

 

Naturgarten-Teich

 

Naturgarten - keine Erfindung der 'Ökos'

 

Manche Naturgarten-Dogmatiker prägen noch heute leider das schlechte Image des Naturgartens. Sie machen oft den abschreckenden Eindruck, als hätten sie das Rad neu erfunden. Dabei gehen die Ursprünge naturnaher Gärten sehr weit zurück, und die Motivationen waren anfangs gänzlich 'unökologisch': Sie waren vor allem philosophisch-ästhetischer Art.

Die Ökologie als mehr oder weniger ausschließliche Motivation tauchte erst in den 1970er, 1980er Jahren auf, als Antwort auf die zunehmende Vernichtung der Lebensräume, in einer Zeit, als Koniferen,' Golfrasen' und Waschbeton die Gärten bei uns prägten.

 

Die Gegebenheiten heute

Naturgarten

Heute, mehr als 40 Jahre später, schaut's so aus:

Wir erleben das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier,
verursacht einerseits durch die Zerstörung der Ökosysteme
und andererseits durch den Klimawandel.

 

 

Naturgarten-Prinzipien als Ausweg - für alle machbar

 

Es ist tatsächlich so, dass manche der unkonventionellen Naturgarten-Leitgedanken Lösungen und Auswege für unsere 'Klimawandel-Gärten' bieten - zumindest in kleinem Rahmen. Aber gerade deswegen machbar.
Der Beweggrund mag nicht so ehrenvoll sein wie zu früheren Zeiten: Es ist - zumindest teilweise - reiner Eigennutz.
Denn viele der Naturgarten-Prinzipien bieten unseren Gärten tatsächlich eine Chance, die Veränderungen durch den Klimawandel halbwegs gut zu überstehen.

 

 

Die Bedeutung von Privatgärten

Selbst, wenn es nur kleine Gärten oder sogar nur Teilbereiche von Gärten sind - die Wirkungen reichen weit über die Gartengrenzen hinaus.
Tatsächlich ist zu erhoffen - und wenn es eine hinreichend große Zahl naturnaher Gärten wird - auch zu erwarten, dass der Rückgang der Artenvielfalt der natürlichen Flora abgebremst und vielleicht sogar aufgehalten werden kann.

 

Denn statistisch gesehen

  • hat jeder zweite Haushalt in Deutschland einen Garten - es sind über 17 Millionen einzelne Gärten,
  • haben alle Gärten zusammen haben eine Gesamtfläche von über 6800 Quadratkilometer -
  • ist das größer als alle deutschen Naturschutzgebiete zusammen!
Streuobstwiese

Je mehr Menschen mitmachen (müssen), desto wirkungsvoller wird's: die Natur-Inseln in den Gärten werden zu einem Grün-Netzwerk, zu Biotop-Trittsteinen. Das ist umso wichtiger, weil die siedlungstechnisch versieglten und die landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen für die meisten Arten mehr oder weniger lebensfeindlich sind.
Gärten können dann dazu beitragen, dass sich unsere Böden und auch deren natürliche Samenbanken regenerieren.

Und Gärten dienen als Rückzugs- und Überwinterungsquartier, sogar als Ersatzlebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere. Insekten als Pflanzenbestäuber und Nahrungsgrundlage sind lebensnotwendig für unsere Ökosysteme. Allerdings nimmt auch Artenvielfalt und Populationsgröße der Insekten stark ab, in der Vogelwelt schaut es auch nicht besser aus. Die Gründe: Einsatz von Pestiziden und Rückgang einheimischer Pflanzenarten.
Heute schon ist die Wildbienendichte in Siedlungsräumen größer als in der 'freien' Natur - dort, wo sich in vielen der in Gülle und Kunstdünger ersaufenden Böden höchstens noch das indische Springkraut wohlfühlt und alles ursprünglich Heimische verdrängt ...

 

Die standortgerechte Verwendung heimischer Pflanzen

 

Naturgarten3

ist eines der Hauptprinzipien im Naturgarten.

Und eines der Haupt-Dogmen.
Manche verlangen: 'ausschließlich heimisch' - die meisten sagen: 'vorwiegend heimisch'. Aber es stellt sich zunächst die Frage:

Was ist 'heimisch'?

Dafür gibt es die unterschiedlichsten Definitionen (wieder mit den entsprechenden 'Grabenkämpfen').
Nehmen wir mal diese Definition: 'Heimisch ist, was aktuell als archäophytische oder indigene Art bei uns wild vorkommt.' ... Das schließt erstmal alle Neophyten - also gebietsfremde, vom Menschen eingeschleppte Neuzuwanderer aus ...

Die Forschung hat tatsächlich gezeigt, dass seit langem ansässige Pflanzen für Tiere (Insekten, Vögel, Reptilien und Säugetiere) eine reichhaltigere Nahrungsgrundlage bieten als die meisten Neuzuwanderer. Das ist einerseits genetisch bedingt, hat aber auch mit Erfahrung zu tun.

Aus bioökologischer Sicht ist 'heimisch' also unschlagbar.

 

'Aktuell' gilt aber nur für die Jetztzeit !

Dr. Reinhard Witt, Präsident des Naturgarten e.V., sagt es so: 'Unsere 'typisch heimischen' Vertreter stellen nur die westlichen oder nördlichen Ausläufer eines viel größeren Verbreitungsgebietes dar.'
Denn Pflanzen wandern. Aus pflanzengeographischer Sicht ist der Begriff 'heimisch' daher recht hohl - denn alles ist ständig in Bewegung.

Das Problem ist nur, das der aktuelle Kliawandel viel schneller ist als die natürliche Wandergeschwindigkeit der potentiellen Neusiedler und Rückkehrer. Sie schaffen es schlichtweg nicht schnell genug, rechtzeitig die Lücken zu schließen, die der Klimawandel aufreißt.
Also müssen wir nachhelfen. Denn genetische Vielfalt wird immer wichtiger.
Und Wildarten aus den angrenzenden Florenregionen wärmerer Klimabereiche haben gute - die besten - Chancen, auch die bioökologischen Funktionen heimischer Wildpflanzen zu ergänzen oder zur Not gar zu ersetzen.

'Heimisch' umfasst also auch diejenigen Arten, die aus Süd- und Osteuropa ohnehin wieder von selbst zugewandert wären.
('Wieder' bezieht sich auf die vor-eiszeitliche Vegetation.)


Als 'Palette' für mich und meine Pflanzungen reicht das aber noch nicht.

Denn manchmal ist es sogar ökologisch geboten, z.B. auf 'Nordamerikaner' zurückzugreifen:

Ein Großteil unserer Gartenböden ist überdüngt. Aber viele der heimischen Wildstauden sind auf (zu) nährstoffreichem Boden nicht konkurrenzfähig!
Und ein Bodenaustausch ist nicht immer möglich oder gewünscht - und vor allem nie ressourcenschonend!
In solchen Fällen greife ich gerne zurück auf die guten alten nordamerikanischen Präriestauden, die frischen, nahrhaften Boden lieben: Astern, Phlox, Mädesüß, Sonnenhut ... Und wer schon einmal eine Agastache (Duftnessel) beobachtet hat, stellt fest: Auch sie ist ein Insektenmagnet - trotz ihrer Herkunft.

Sie sehen, ich sehe das Ganze eher pragmatisch und sehr wenig dogmatisch. Ich komme gleich nochmal auf die 'Pflanzenpalette' zurück. Nur vorher muss noch gesagt werden:

 

 

Warum 'heimisch' auch praktische Vorteile hat

Kurz gesagt:

Weil heimische Pflanzen robust und pflegeleicht sind.


Zumindest dann, wenn sie von guter Qualität sind und standortgerecht verwendet werden.

Weil heimische Pflanzen eine hohe Widerstandskraft (Resilienz) und Regenerationsfähigkeit haben.

Sie halten Trockenheit und Hitze aus, auch Starkregen und (kurzfristig) nasse Füsse. Sie sind frostfest. Notfalls können sie sich aus ihrem Wurzelstock regenerieren.
Auf extreme Bedingungen reagieren die verschiedenen Arten allerdings unterschiedlich. In einer Pflanzengemeinschaft mit großer Artenvielfalt werden Lücken nicht (sehr) auffallen, weil die Nachbarn und/oder Samen übernehmen. Es wird oft der Zufall entscheiden - und die klimatischen Bedingungen - wer welche Chancen bekommt. ... An diese Dynamik werden wir uns gewöhnen müssen, aber komplette 'Systemabstürze' durch Hitze oder Dürre werden sich selbst regenerieren können.

 

 

Der Naturgarten als ästhetischer Genuss

 

Wir werden geduldiger werden müssen. Pflanzen und Pflanzengesellschaften brauchen Zeit für ihre Entwicklung - gerade dann, wenn's schwierig wird.

Und wir werden wir unsere Sehgewohnheiten etwas anpassen müssen:

Viele der robusten Wildstauden sind kleinblütig(er) - die Schönheit liegt im Detail und im Zusammenspiel der Pflanzen.
Die Dynamik innerhalb der Pflanzengemeinschaften ist für viele ungewohnt - aber sie ist spannend zu beobachten.
Nicht zuletzt ist es ungewohnt, so wenig einzugreifen. Statt dessen gilt es, Verblühtes stehen zu lassen und sich den strukturstarken Silhouetten, an der Schönheit der Vergänglichkeit zu erfreuen.

Bildschön

 

Meine 'Palette' erweitert sich - guten Gewissens - noch mehr:

So haben bei Rosen Untersuchungen gezeigt, dass Züchtungen - sofern es sich nicht um gefüllte Sorten handelt - bioökologisch genauso wertvoll sind wie die Wildformen.

Gleiches gilt auch für Varianten, Mutationen und auch einfache züchterische Veränderung von Wildpflanzen. Diese haben oft schönere und/oder größere Blüten, eine längere Blühzeit, sind standfester und kompakter, weniger wuchernd. Auch sie stellen kein Problem dar - solange es sich nicht um gefüllte und sterile (= kein Pollen und Nektar) Sorten handelt.

Was aber, wenn genau Ihre Lieblingspflanze zwar großartig - aber ein steriler Exot ist? - Ganz klar: Warum nicht?
Ich halte das für absolut in Ordnung und kein Problem, wenn nicht der ganze Garten damit gefüllt werden soll, wenn es ein Einzelstück bleibt. ...Wie gesagt, ich sehe das Ganze recht pragmatisch.

Burggaillenreuth
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Es gäbe noch so viel zu sagen. Zum Thema 'Böden'; 'Rasen', zu den einzelnen Naturgartenelementen ...

Irgendwann werde ich auch diese Seite weiter ausbauen. Wenn Sie vorher irgendwelche konkrete Fragen haben - schreiben Sie mir einfach eine Mail!

 

noch im Aufbau